Die 7 Verschwendungsarten im Lean Management
Das Lean Management verfolgt das Ziel, Prozesse so zu gestalten, dass maximale Effizienz erreicht wird. Dabei steht der Kunde im Mittelpunkt – alles, was keinen Wert für ihn schafft, wird als Verschwendung betrachtet. Dieser Ansatz zur Optimierung von Abläufen basiert auf der systematischen Identifikation von Ineffizienzen, die in sieben Kategorien, den sogenannten „7 Verschwendungsarten“, zusammengefasst werden. Diese Prinzipien wurden von Taiichi Ohno im Rahmen des Toyota-Produktionssystems eingeführt und haben sich seitdem als Grundlage für die Verbesserung von Prozessen weltweit etabliert.
Im folgenden Artikel werden die sieben Verschwendungsarten ausführlich erläutert, ihre Auswirkungen beschrieben und Wege aufgezeigt, wie Unternehmen sie erfolgreich reduzieren können.
1. Überproduktion – Mehr ist nicht immer besser
Überproduktion tritt auf, wenn mehr produziert wird, als tatsächlich benötigt wird. Dies geschieht häufig aufgrund von unsicheren Prognosen, ineffizienten Produktionsprozessen oder einem falschen Verständnis von Wirtschaftlichkeit, das große Produktionsmengen bevorzugt. Das Problem: Überproduktion führt zu einer massiven Bindung von Kapital, da überschüssige Produkte gelagert werden müssen, ohne dass ein direkter Nutzen entsteht. Zudem können Produkte veralten oder unbrauchbar werden, wodurch zusätzliche Verluste entstehen.
Lösungsansatz:
Ein effektiver Weg, Überproduktion zu vermeiden, ist die Einführung des Just-in-Time-Prinzips. Dieses Konzept zielt darauf ab, nur dann zu produzieren, wenn eine tatsächliche Nachfrage besteht. Unternehmen sollten ihre Bedarfsplanung präzisieren und Produktionssysteme flexibler gestalten, sodass sie auf Änderungen in der Nachfrage schneller reagieren können. Eine engere Abstimmung mit Lieferanten und Kunden ist ebenfalls entscheidend, um die Produktion besser an die tatsächlichen Bedürfnisse anzupassen.
2. Wartezeiten – Zeitverlust durch Inaktivität
Wartezeiten entstehen, wenn Arbeitskräfte, Maschinen oder Materialien darauf warten, dass der nächste Arbeitsschritt beginnt. Dieses Phänomen tritt häufig aufgrund von Prozessinkonsistenzen, schlecht abgestimmten Zeitplänen oder fehlender Kommunikation zwischen Abteilungen auf. Das Ergebnis sind nicht nur verlorene Zeit und geringere Produktivität, sondern auch ein gestörter Workflow, der die gesamte Wertschöpfungskette beeinträchtigen kann.
Lösungsansatz:
Die Wertstromanalyse ist ein bewährtes Werkzeug, um Engpässe und Verzögerungen in den Abläufen zu identifizieren. Durch eine Optimierung der Prozessabläufe können Unternehmen Wartezeiten eliminieren. Die Einführung von automatisierten Systemen, wie einer Produktionssteuerung in Echtzeit, kann ebenfalls dazu beitragen, dass Informationen und Materialien schneller bereitgestellt werden. Regelmäßige Prozessbewertungen und eine klare Kommunikation zwischen den Teams fördern eine reibungslose Zusammenarbeit.
3. Unnötiger Transport – Bewegung ohne Mehrwert
Unnötiger Transport bezieht sich auf die Bewegung von Materialien, Produkten oder sogar Informationen, die keinen Mehrwert schaffen. Diese Verschwendung tritt häufig im Rahmen von Materialtransporten auf der Baustelle mit ineffizienten Layouts oder schlecht organisierten Logistikflächen auf. Jeder unnötige Transportvorgang verursacht zusätzliche Kosten, bindet Fachkräfte erhöht den Energieverbrauch und birgt das Risiko, dass Materialien beschädigt werden.
Lösungsansatz:
Um unnötigen Transport zu reduzieren, sollten Unternehmen ihre Arbeitsbereiche gemäß den Prinzipien der Wertstromorientierung neu gestalten. Ein optimiertes Logistikkonzept, bei dem Gewerkesequenzen in der Reihenfolge der Prozessschritte angeordnet sind, hilft, Wege zu verkürzen. Darüber hinaus können vorgeschaltete Logistikkonzepte sicherstellen, dass Transporte effizienter durchgeführt werden und Fachkräfte optimal eingesetzt werden.
4. Übermäßige Lagerbestände – Das Risiko des „Zuviel“
Übermäßige Lagerbestände auf Baustellen sind ein Symptom für mangelnde Prozesssteuerung. Sie binden Kapital, nehmen wertvollen Platz ein und erhöhen das Risiko von Diebstahl oder Beschädigung. Solche Bestände entstehen oft, weil Unternehmen auf unzuverlässige Lieferketten oder eine ungenaue Nachfrageplanung reagieren, indem sie Pufferlager aufbauen.
Lösungsansatz:
Eine Lösung besteht in der Einführung eines Kanban-Systems, das den Materialfluss dynamisch und bedarfsorientiert steuert. Dieses System basiert auf visuellen Signalen, die den Nachschub auslösen, sobald ein bestimmter Schwellenwert erreicht ist. Ergänzend dazu kann die Implementierung von Bedarfsprognosesoftware helfen, die Nachfrage genauer vorherzusagen und Lagerbestände besser zu planen.
5. Unnötige Bewegungen – Verschwendung durch unergonomische Prozesse
Unnötige Bewegungen betreffen vor allem die Arbeitsschritte von Mitarbeitern, die keinen direkten Beitrag zur Wertschöpfung leisten. Dazu gehören das Suchen nach Werkzeugen oder Materialien, das häufige Wechseln zwischen Arbeitsplätzen oder das Arbeiten unter unergonomischen Bedingungen. Diese Bewegungen führen nicht nur zu Zeitverlust, sondern auch zu erhöhter körperlicher Belastung und einem gesteigerten Unfallrisiko.
Lösungsansatz:
Eine ergonomische Arbeitsplatzgestaltung kann unnötige Bewegungen signifikant reduzieren. Unternehmen sollten sicherstellen, dass alle benötigten Werkzeuge und Materialien leicht zugänglich sind und Arbeitsplätze nach dem Prinzip des „One-Piece-Flow“ eingerichtet werden. Das 5S-Konzept (Sortieren, Systematisieren, Säubern, Standardisieren, Selbstdisziplin) bietet eine strukturierte Methode, um Arbeitsplätze effizienter und übersichtlicher zu gestalten.
6. Übermäßige Bearbeitung
Übermäßige Bearbeitung bedeutet, dass mehr Aufwand in ein Produkt oder eine Dienstleistung gesteckt wird, als vom Kunden gefordert wird. Häufig entstehen solche Probleme durch unklare Anforderungen, überdimensionierte Technologien oder fehlende Standardisierungen in den Prozessen.
Lösungsansatz:
Die Standardisierung von Prozessen ist ein entscheidender Schritt, um übermäßige Bearbeitung zu vermeiden. Unternehmen sollten ihre Arbeitsanweisungen klar formulieren und sicherstellen, dass Mitarbeiter präzise geschult sind. Darüber hinaus ist es wichtig, Kundenanforderungen regelmäßig zu überprüfen, um sicherzustellen, dass die Produktion nicht unnötig komplex wird.
7. Fehler und Nacharbeit
Fehler und Nacharbeit sind nicht nur ein Ärgernis, sondern eine der teuersten Formen der Verschwendung. Ca. 14% am gesamten Branchenumsatz werden für die Beseitigung von Fehlern oder Nacharbeiten aufgewendet. Jede Korrektur erfordert zusätzliche Ressourcen wie Zeit, Material und Energie und kann die Kundenzufriedenheit nachhaltig beeinträchtigen. Typische Ursachen sind mangelnde Qualitätskontrollen, unklare Arbeitsanweisungen oder unzureichende Qualifikationen der Mitarbeiter.
Lösungsansatz:
Der Einsatz von Poka-Yoke-Systemen, die Fehler bereits im Entstehungsprozess verhindern, ist eine effektive Methode, um Fehler zu minimieren. Regelmäßige Schulungen und Weiterbildungen für Mitarbeiter sowie der Einsatz moderner Qualitätsmanagementsysteme können ebenfalls dazu beitragen, die Fehlerquote zu senken. Eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung (Kaizen) fördert zudem die Identifikation von Schwachstellen und deren nachhaltige Beseitigung.
Fazit: Verschwendungsarten als Schlüssel zur Effizienz
Die sieben Verschwendungsarten des Lean Managements sind ein wertvolles Instrument, um Ineffizienzen in Prozessen zu identifizieren und gezielt anzugehen. Durch die vorgestellten Lösungsansätze können Unternehmen ihre Prozesse optimieren, Kosten senken und gleichzeitig die Zufriedenheit von Kunden und Mitarbeitern steigern. Entscheidend ist jedoch die kontinuierliche Verbesserung: Nur wer regelmäßig Prozesse hinterfragt und anpasst, kann langfristig von den Prinzipien des Lean Managements profitieren.
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